Duldung, Abwehr und Versklavung Kriminalisierung und Rassismus

Kapitel 5Zwangsansiedlung und Zwangsassimilierung


Unter dem Einfluss aufklärerischer Ideen kam es im 18. Jahrhundert zu einer Änderung der Politik gegenüber Roma. Zum einen äußerte sich in gelehrten Zirkeln erstmals ein Interesse an ihrer Herkunft, Sprache und Kultur. Zum anderen zielte die Politik unter Maria Theresia und Joseph II. darauf ab, auch Roma unter die ökonomischen und militärischen Interessen des Staates zu stellen und sie mit Zwang zu assimilieren.

Erlass des ungarischen Statthaltereirates, 27. November 1760
Archiv des Komitats Borsod-Abaúj-Zemplén, IV. 501/f. (Schriften der Adeligenversammlung des Burgkomitats Borsod: Mandata et intimata politica), XI. I. nr. 56. Erlass des ungarischen Statthaltereirates, 27. November 1760

In diesem Erlass werden die Bezirke verpflichtet, die »herumstreichenden Zigeuner« anzusiedeln, von der »dichten Unwissenheit« zu befreien, mit christlichen und bürgerlichen Tugenden vertraut und dem Gemeinwohl dienstbar zu machen

Statt Vertreibung wurde nun ihre Ansiedlung verfügt, der Besitz von Pferden und Wägen verboten, die Verwendung ihrer Sprache untersagt und die Wegnahme der Kinder zur »christlichen Erziehung« bei Bauernfamilien angeordnet.

Die Anwesenheit von einzelnen Roma-Familien in burgenländischen Dörfern, zu diesemZeitpunkt Westungarn, lässt sich mit dieser zwangsweisen Politik in Verbindung bringen. Allerdings gilt auch hier, wie in den Jahrhunderten davor, dass über die Praxis dieser Anordnungen nur wenige gesicherte Informationen vorliegen. (Werner Michael Schwarz/Susanne Winkler)